Zweiter Platz trotz Orga-Stress

3. adh-Open in Braunschweig

Bis gleich in der Holwede: Vizemeister auf dem Führerbunker (brutalharter Platz)

"So Jungs, jetzt können wir aufräumen!" Mit einem schöneren Satz kann ein Football-Wochenende wohl kaum zu Ende gehen. Doch was macht man nicht alles als ausrichtendes Team, denn dank unseres vorlauten Coaches/ Quarterbacks/ Organisators Uli fanden die adh-Open in diesem Sommer bei uns in Braunschweig statt. Nicht, dass davon vorher viel zu merken war. Uli und Olli organisierten den Großteil in Eigenregie, der Rest der Mannschaft hatte eher wenig zu tun. Dasselbe beim Training: "Wann ist das Turnier, nächste Woche? Ach, dann müssen wir wohl mal was machen. Chinamann, fünf Bier und ne Bratwurst!" Das Ergebnis der kurzen, aber schmerzvollen Vorbereitung: Keiner verstand das Playbook, in der Defense sollte Mannverteidigung gespielt werden und unsere Knochen waren nach dem Freitagstraining vor dem Turnier schon arg ramponiert. Wer kommt auch auf die Idee, über zwei Stunden mit dem Angriff auf dem Feld zu stehen?? Nichts mit Doof-Rumstehen in der Verteidigung, nein, immer schön "fly, fly, fly", bis der Patient vor dem Kollaps steht. Danke auch.

Das nächste Problem am ersten Tag der adh-Open: der frühe Spieltermin.

Mit einer Bande von notorischen Spätaufstehern, Langpennern und Gelegenheitsalkoholikern sind Begegnungen vor 12 Uhr mittags meist ziemliche Himmelfahrtskommandos. Aufgrund der Nervosität vor der ersten Partie gegen - natürlich - die Mainzer glaubten jedoch alle noch an den Durchmarsch zum Titel. Coach Olli "John Madden" Krahn stand in bester Trainer-Manier mit seinem Klemmbrett auf dem Feld und wartete ungeduldig auf den Spielbeginn. In solchen Fällen von akuter Adrenalinüberschwemmmung hilft komischerweise der Satz "Geht gleich los, dann ist es vorbei". Auch wenn man selbst nicht daran glaubt. Den Satz kannten wohl auch die Mainzer, denn sie nahmen uns gnadenlos mit 26:13 auseinander. Zeit zum Verschnaufen gab es an diesem brütend heißen Tag nicht, denn gleich danach stand schon das nächste Spiel an. Diesmal hauten uns die Neulinge aus Mannheim weg, obwohl das 12:24 noch relativ knapp und lang offen war. Coach Maddens Kommentar zur Leistung "seines" QBs: "Uli, du kommst jetzt runter!" Das Problem bei der Sache war, dass Uli mit seinem einzigen guten Wurf seinen Backup lädiert hatte und weiterhin Spielmacher blieb. Das erste Fazit: zwei Spiele, zwei Niederlagen. Jörg überlegte schon, ob die noch schnell bei Penny gekaufte Sonnenbrille nicht doch eine Fehlinvestition war. Beim Rest des Teams lagen die Nerven blank. Flaggen flogen durch die Luft, die Mienen erinnerten an einen Weltuntergang und die Stimmung hatte sich schon ihren Weg vom Keller unter das Fundament gebahnt. Unsere Verteidigung war eine Katastrophe, wir konnten niemanden stoppen und im Angriff lief's wie bei einer richtig derben Verstopfung: überhaupt nicht. "Willkommen, schön, dass sie sich für ein Spiel der Clippers entschieden haben". Platz zwei und damit ein Freilos im Viertelfinale war zu diesem Zeitpunkt schon in weite Ferne gerückt. Einziger Hoffnungsschimmer: Selbst mit drei weiteren Niederlagen waren wir am Sonntag noch dabei.

Immerhin hatten wir jetzt eine Pause und konnten aus der Sonne raus. Uli pädigte auf uns ein und schüttelte die ganze Orga endlich ab. Mit einigermaßen abgekühlten Gemütern nahmen wir danach unseren nächsten Gegner in Angriff und hatten Gott sei dank mit den Aalenern leichteres Spiel, auch wenn wir mal wieder schnell mit 0:6 in Rückstand lagen. Nach dem deutlichen 34:12 waren die Aussichten schon rosiger, und die Umstellung auf Zonenverteidigung ließ auf einiges hoffen. Doch dann kam das vierte Spiel: Ilmenau. Die Thüringer B… Unsere alten Freunde, mit denen wir schon so viele knappe Begegnungen durchlitten hatten. Wie schön! Diesmal sah für uns alles nach einem Kantersieg aus. Wichtigste Szene: Der berühmte Ilmenauer Up-the-Ass-Snap, Eastern Style, gab Uli die Möglichkeit, den gegnerischen Quarterback unter Druck zu setzen. Die Flagge konnte er glücklicherweise nicht erbeuten, so dass dem QB aus der Drehung noch ein sehenswerter Touchdown-Pass gelang: direkt in Sebastians Arme. Ollis angeknackstes Schienbein wird sich bedankt haben, als er vor Freude einmal über den Platz rannte. Wir führten deutlich und wollten den Vorsprung über die Zeit bringen, wodurch die Ilmenauer noch einmal ganz nah heran kamen. Doch mit einer hauchdünnen 19:18-Führung gingen wir in die letzte Serie.

Noch eine Partie gegen Mannheim 2 und dann bloß runter vom ollen Acker. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wie viele Knochen er im Körper hat, dessen Vornamen beginnt sicher mit U. Ich will ja hier nicht noch mal meine Theorie vom Führerbunker zum Besten geben, aber wenn die nicht stimmt, dann nennt mich Adolf. Kaputte Knochen hin oder her, auch im letzten Spiel am Sonnabend konnten wir überzeugen und siegten ungefährdet mit 32:14. Die Lehre aus dem Spiel: Interception ist nicht gleich Interception. Nach dem Return-Touchdown gegen Ilmenau fing Sebastian auch gegen Mannheim 2 einen Pass ab, wurde dann aber von den Mannheimern an der Seitenlinie erwischt. Rumms. "Das hat sich nicht gesund angehört", lautete der Kommentar von Jörg. Vielleicht war es auch Holger, ich kann mich da nicht genau dran erinnern. War nicht so schön, auf dem Boden zu liegen und die Mannheimer Physiotherapeutin über sich zu haben. Die sah nämlich nicht mal schlecht aus - nur nicht so. Noch schlimmer war allerdings der tennisballgroße blaue Fleck, der sich in den nächsten Tagen an meinem oberen Oberschenkel, knapp neben der Familienplanung einstellte. Und, nein, das war nicht mein Ei, Herr Dyckmans! Danke übrigens auch für den Wechsel auf die Position des rechten Receivers. Aber egal, Sieger der Vorrunde wurde ungeschlagen das Team aus Mainz, dahinter folgten Mannheim 1, dann wir, Ilmenau, Mannheim 2 und als Tabellenschlusslicht Aalen, unser Gegner im Viertelfinale.

Die Vorbereitung auf die Play-offs lief gewohnt gut: Ein paar Bierchen am Abend, die Alkohol-Exzesse einer Band gesponsert und ab in die Heia. Das Problem: der frühe Spieltermin. Finn kam am Sonntagmorgen direkt vom Saufen (okay, stimmt nicht, aber fast) und der Rest sah ähnlich zermürbt aus. Noch schnell das Frühstück gemacht (Uli kümmerte sich wieder um alles - war leider auch nötig da einige....), und schön ging's los. Oder auch nicht. Denn gegen Aalen lagen wir ziemlich früh ziemlich hoch zurück und mühten uns mehr schlecht als recht zu einem zittrigen 20:18. Es waren nur noch Sekunden zu spielen, und die Vorschläge für die Vorgehensweise waren vielfältig. Finn plädierte auf Abknien, Sebastian auf den langen Pass ins Niemandsland. QB Uli setzte sein gewinnendes Lächeln auf - ihr wisst schon, das "Vertraut mir Jungs, ich weiß, wo's langgeht"-Lächeln - und fabrizierte die besch… Aktion des ganzen Turniers, die ich hier nicht noch einmal beschreiben möchte. Die Schiris pfiffen ab und wir hatten den knappen Sieg in der Tasche, die Nasen aber gestrichen voll. Hätten die Aalstars nicht soviel gebechert, wer weiß, vielleicht wäre hier schon Schluss gewesen. Körperlich war's das bei uns eh schon, und mental waren wir auch nicht weit vom Totalzusammenbruch entfernt. Jeder Spielzug war eine Qual, besonders, da wir nur noch zu Sechst waren. Emanuel und unser Stimmungsmacher Norman mussten leider zu den Blue Wings und sich da die Beine brechen. Im Halbfinale trafen wir auf Mannheim 1. Chancen rechnete sich (Bis auf Uli, der wieder bei der Sache war - Dank etwas Schlaf und Defensegezocke) keiner aus, wer hatte auch schon die Kraft dazu! Doch zu allem Überfluss machten wir ein starkes Spiel und hatten den 24:14-Sieg frühzeitig in der Tasche. Ein Tipp nach Mannheim: Innerhalb von drei Minuten holt niemand zwei Touchdowns auf, also beruhigt euch wieder. Und: Der Spielplan war schon am Sonnabend abgesprochen! Die gute Nachricht für uns: Wir standen im Finale. Die ganz, ganz, ganz ganz schlechte: Das bedeutete noch einmal dreißig Minuten in der prallen Sonne. Zum Glück waren wir waren so fertig, dass das auch nichts mehr ausmachte. Also rauf auf's Feld, schnell gegen Mainz verlieren und den zweiten Platz im Krankenhaus feiern. Aber Halt: Wir hielten mit. Lange. Sehr lange. In der Defense hatten wir durch Sebastian und Jan zweimal die Chance auf eine Interception, doch beide Male fehlten nur Zentimeter. So stand nach harten Kampf am Ende eine bittere 25:27-Niederlage auf dem imaginären Scoreboard. Wir waren wieder Zweiter geworden.

Und es kam noch schlimmer: Jetzt war Aufräumen angesagt.

Im Rückblick waren diese drei Stunden Putzen, Kisten schleppen und Müsli-Aufteilen nicht so anstrengend, hat man ja sowieso nichts mehr gemerkt. Nach dem grauenhaften Start hatten wir am Ende erneut den Vize-Titel in der Tasche, auch wenn die Final-Niederlage äußerst unglücklich und frustrierend war. Aber so ist halt Football in Braunschweig. Zum Schluss ein Dank an alle, die bei der Organisation mitgeholfen haben, natürlich vor allem an "Cheffe" Uli. Aber das nächste Mal möchte ich bitte wieder irgendein Auto durch Deutschland schieben, als noch mal bei uns über dem Führerbunker zu spielen. PS.: Nein, liebe Feuerwehr, am folgenden Pfingstmontag hat es am Rebenring nicht gebrannt! Das war bloß, ääh, hmm, na ja…unser Grill halt.

Staualarm und Sonnenbrand

2. adh-Open in Mainz

Nach unserem grandiosen Sieg beim Snow Bowl in Ilmenau Anfang des Jahres war das nächste Ziel klar gesteckt: die adh-Open, die inoffizielle deutsche Hochschulmeisterschaft, die in diesem Jahr in Mainz stattfinden sollte. Bei der ersten Austragung dieses Wettbewerbes im Rahmen des Rooster Bowls 2002 in Ilmenau waren wir ja Dritter geworden, und diese Platzierung galt es jetzt zu verbessern. Am Rooster Bowl, der schon drei Wochen vorher separat ausgetragen wurde, hätten wir auch gern teilgenommen, aber für die 9-gegen-9-Variante hatten wir einfach zu wenig Spieler, da die zweite Mannschaft der Lions an diesem Wochenende ihr erstes Saisonspiel absolvierte. Für die adh-Open gab es in dieser Hinsicht natürlich keine Probleme, denn in ihrer Fünfer-Liga hatten die Lions ja nur alle paar Monate mal ein Spiel zu absolvieren...oder auch alle drei Wochen! Eine echte Leistung der verantwortlichen Spielplaner beim AFVD, zu Saisonbeginn gleich den Großteil der Partien anzusetzen, um dann wochenlang keine Begegnungen mehr auszutragen. Ganz großes Kino, echt. Damit konnten wir den Plan, Chris-Cross die Gegner dominieren zu lassen und selber gepflegt ein paar Bierchen zu zischen, getrost abhaken, und auch die kampferprobten Kollegen Speedster und Sascha waren raus aus dem Rennen. Glücklicherweise hatte Jan sowieso geplant, vor dem adh-Open-Wochenende die Mitbewohnerin einer alten Schulfreundin in Mannheim zu begutachten, womit er sowieso in der Nähe war und dann lieber in Mainz als in Braunschweig spielen wollte. Pech hatten wir nur noch im Bezug auf unseren Coach/Quarterback Uli, der noch zu einer Reserveübung beim Bund musste und sich trotz zäher Verhandlungen mit seinem General erst für den Samstagnachmittag frei machen konnte. Neben dem Verfassen des obligatorischen Berichts kam nun also auch noch die Rolle des Quarterbacks auf Sebastian zu, zumindest bis zum Eintreffen von Uli. An sich ja kein Problem, da werden noch mal die Spielzüge studiert, ein bisschen mit dem Cheftstrategen Jörg geplaudert, und dann passt das schon. Einziges Hindernis schien für Quarterback Nr. 2 nur noch dessen Abschlussfahrt mit der Fußballmannschaft eine Woche zuvor zu sein, doch auch die brachte er ohne zu große Alkoholexzesse hinter sich. Das leichte Schaukeln im Kopf auf der Rückfahrt am Montag läßt sich ja schließlich auf die letzten paar Bierchen schieben. Leider ist das mit Fieber und Halsschmerzen eine andere Sache, aber nachdem sich diese Symptome am Dienstag eingestellte hatten, waren immer noch drei Tage bis zur Abfahrt nach Mainz am Freitag. Am Freitagmorgen waren es leider keine drei Tage mehr, und Uli hatte so seine Probleme, seinen mittlerweile nur noch krächzenden QB-Vertreter am Telefon zu folgen, als dieser wissen wollte, wann denn abends Abfahrtszeit wäre (Sebastian am Samstag: "Hast du mich gestern eigentlich verstanden?" - Uli:" Es ging so".).

Rafft die Röcke Mädels, es geht los

Treffpunkt war Freitag um 18 Uhr der TU-Sportplatz, und zur Überraschung aller fanden sich immerhin sieben Leute ein, um die Fahrt nach Mainz in Angriff zu nehmen: Unser Stratege-Defense-Captain-Unternehmensleiter Jörg war extra aus Bremen angereist, Ulis Bruder Gerd kam aus Hamburg, Sebastian direkt aus seinem Krankenlager, Jan von zuhause (und nicht aus Mannheim) und Ulf von seiner eigenen Geburtstagsfeier. Dazu gesellten sich noch Finn und Holger, die meines Wissens nach keine größeren Umstände zu überwinden hatten, um mitzufahren. Die nächste Frage bei diesen glorreichen Sieben war dann die Wahl der Autos. Sieben Personen, das heißt normalerweise zwei Fahrzeuge, doch nach dem bekannten Sprichwort "Klotzen, nicht kleckern" nahmen wir dann drei, die Sporttaschen und Zelte waren doch etwas sperrig. Klar war nur, dass nicht noch einmal das vom Snow Bowl bekannte Millionengrab (Jörgs BMW) als Transportmittel in Frage kam, so dass Ulf schließlich Finn und Sebastian in seinem Golf mitnahm, Gerd in seinem Polo Jörg dabei hatte und Jan in seinem Polo Holger durch die Gegend kutschierte. VW wäre stolz auf uns gewesen.

Ausfahrt 81, Guxhagen

Die Hinfahrt war dann auch recht angenehm und unspektakulär, Extratouren a la Uli (auf geht's Kinder, schieben) nicht zu erwarten. Team Ulf legte irgendwann mal eine kleine Pause ein und nutzte die Gelegenheit zu einem kleinen Abstecher beim großen gelben M, unser aller Lieblingsrestaurant. Da sie die ersten waren, rief Ulf bei den anderen beiden Teams an und versuchte, auch sie zu McDonalds zu leiten ("Wir sind hier bei der Abfahrt 81, Guxhagen"). Holger im Polo orientierte sich mal schnell an den Abfahrtsschildern, sah dann allerdings nur noch die Nr. 82. Guxhagen war schon vorbei, das Treffen bei McDonalds abgeblasen. Kurz darauf kam dann der Anruf bei Ulf: "Wir sind schon bei der 82 - und stehen in Stau. Hier ist ein Laster umgekippt, Vollsperrung". Vorbei war's mit der Langeweile, die Polo-Besatzungen fluchten, während die Golfer nach einer Umgehungsmöglichkeit suchten.

Hallo Niemandsland, auf Wiedersehen Welt

Auf Ulfs Karten von '91 ("Da ist noch Karl-Marx-Stadt drauf") gab es eine parallele Autobahn nach Marburg, die zu dem Zeitpunkt aber noch im Bau war. Na ja, bis 2003 werden die das schon fertig gemacht haben, dachten wir uns, und schon ging es los. Leider ähnelte diese Autobahn bald immer mehr ihrem Gegenstück in Ilmenau: Kaum noch Fahrzeuge, kaum noch Abfahrten. Das dachten sich wohl auch die Planer bei der Autobahnbehörde, denn plötzlich ging es zügig bergab mit dem Straßenbelag. Autobahn? Brauchen wir nicht mehr, Landstraße reicht. Schnell (oder eher langsam) mal auf die Karte geguckt, und auf ging's, Richtung Schwalmstedt/Alsfeld. Breite Landstraße? Eng ist doch auch in Ordnung. Die Straßen wurden knapper, die Kurven gefährlicher, und die Dorfjugend am Straßenrand immer verzweifelter. Der Blick aus dem Autofenster war schon fast zu skurill, um wahr zu sein: Semiattraktive Hausfrauen in knappen Glitzerstretchhosen, die mit dem Gartenschlauch das knappe Grün vor ihrem frischgebackenen Einfamilien-Reihenhäuschen vollpladderten und gar nicht zu merken schienen, dass sie dies am Arsch der Welt taten. Besonders bitter wurde es, als Finn mit dem Spruch "jetzt rechts nach Schreckenshausen (hieß wirklich so), dann links nach Klein-Puttenstedt" für Stimmung sorgen wollte. Sebastian, dessen Hals nicht gerade wenig brannte, zweifelt schon an seinem Verstand und Ulf ließ sich zu dem Kommentar hinreißen, wir hätten bei unseren bisherigen Footballtouren ja schon einiges erlebt. Dabei waren es ja gerade erst zwei und eine knappe halbe! Die halbe hatte es allerdings wirklich in sich, denn an der nächsten Kreuzung standen wir mal wieder vor dem Nichts: Links ging es nach Vergissmeinicht, rechts nach Toter Hund. "Links ist schlecht", meinte Finn, der die Karte hatte. "Also rechts", schlug Ulf vor, doch Finn konterte mit einem "Nee, rechts ist auch schlecht. Eigentlich müssten wir geradeaus." Geradeaus war aber nur ein Straßenschild, dazu ein paar Bäume, aber wenig, was mit einer Straße ähnlichkeit hatte. Während die anderen in ihren Polos im Stau murrten, waren wir im Niemandsland gestrandet. Wir sind dann schließlich links gefahren, was letztendlich richtig war und ließen mit viel Glück Totenstedt, Dies-ist-kein-Dorf sowie Hier-ist-nichts-los-Büttel hinter uns und in kamen in Alsfeld endlich wieder auf die Autobahn. So große drei Kreuze wie wir hat wohl noch keiner gemacht.

Treffen mit Karl-Heinz

Nach der Aktion im Niemandsland erreichten die Golfer schließlich relativ problemlos das Drei-Städte-Gewirr von Frankfurt, Wiesbaden und Mainz und kamen in der Stadt des ewigen Zweitligavierten auf dem Unigelände an. Die Straße endet dort links an einer Schranke, während rechts einige geschwindigkeitsbegrenzende Straßenschwellen und ein Pförtnerhäuschen auf uns warteten. Der Pförtner, von uns liebevoll Karl-Heinz getauft, konnte uns auch gleich weiterhelfen. In seiner weltmännischen, gewandten Art erklärt er uns, wie wir zum Sportgelände kamen: "A jo, da faht ihr de Dahlhaimer Weg lang, biss ihr anne Schranke kommt. De Schranke kann obbe san, dann faht ihr dursch, oder sie is nett obbe, dann faht ihr woandas lang". Jeder vollbesoffene Biologiestudent hätte uns wahrscheinlich schneller und besser Auskunft gegeben, aber de Kahl-Hainz war um die Uhrzeit (kurz nach 11 Uhr) von unserem Anliegen vollkommen überfordert. Höchstwahrscheinlich macht er den Job erst 20 Jahre und kennt sich mit dem Gelände noch nicht so gut aus. Später haben wir noch die Theorie entwickelt, dass bis jetzt immer nur Leute raus wollten und noch niemand jemals wirklich auf die Uni drauf, womit wir unseren Pförtner völlig konfus machten. Wir haben uns jedenfalls anhand einer Karte, die Ulf dem Karl-Heinz fast schon abschwatzen musste (er hatte nämlich nur noch ungefähr 50 in seinem Kabuff) bis zum Sportgelände der Uni Mainz. Dort war allerdings nichts und niemand zu sehen, so dass wir erstmal zum nahegelegen Trainingsplatz der Mainzer Footballer latschen. Dort war allerdings noch weniger los, und toll sah das Spielfeld auch nicht aus. Mich hätte es nicht gewundert, wenn irgendwo ein Schild mit der Aufschrift "Montags Flag-Football, mittwochs Al-Kaida-Training, freitags Ponyreiten" zu sehen gewesen wäre. Wie auch immer, jetzt war guter Rat teuer, denn niemand hatte eine Telefonnummer eines Mainzer, geschweige denn irgendeine Ahnung, wo wir überhaupt hin mussten, und das alles kurz vor Mitternacht. Auch eine Nachfrage in den Polos blieb erfolglos, so dass wir erst von einem vorbeifahrenden Auto der Ilmenauer zum richtigen Eingang geleitet wurden. Erkannt hatten wir das Auto an seinem Inhalt: ein Riesen-Gatorade-Kanister und mehreren Bierkisten. "Das ist nur das Teamfahrzeug, die Mannschaft kommt später im Reisebus von Rainbow-Tours", witzelten wir und folgten dem Getränkewagen bis zu unserem Zeltplatz, wo uns die Mainzer und Ilmenauer in Empfang nahmen. Ulf und Sebastian holten dann den Golf, während Finn mit dem Schlüssel an der Schranke (das Uni-Gelände würde der Bundeswehr wirklich gefallen) wartete. Schranke hoch, Golf durch, das wäre das Einfachste gewesen. Leider ging die Schranke allerdings gerade wieder runter, als der Golf durchfuhr, was im Auto jedoch nicht zu sehen war. Dafür war das aufgeregte "die Schranke, die Schranke" von Finn zu hören, worauf Ulf auf die Bremse trat und die Schranke nur vorn auf die Scheibe klongte. Glück gehabt. Nach diesem kleinen Zwischenfall wurde noch das erste Zelt aufgebaut, mit den übrigen Teams (so viel waren es gar nicht) geredet ("Wo ist denn euer Spieler mit der Klobrille, der, der immer so laut ist?") und auf die anderen gewartet. Die kamen dann auch irgendwann, und nach dem einen oder anderen Bierchen ging es dann auch ins Bett. Schlafen war allerdings nicht drin, denn die Ilmenauer beherrschen neben Flag-Football auch die Sportarten Gröhlen, Komasaufen, Frisbees gegen Autos werfen und Fußbälle gegen Bierwagen treten. Ihre kleine Olympiade setzten sie bis morgens um vier fort, und als sie endlich die Klappe hielten, war das anscheinend das Startsignal für sämtliche Mainzer Vögel, uns die Ohren zuzuträllern. An Schlafen war kaum zu denken.

"Ich bin allein hier, ich geh' jetzt wieder heim"

Völlig gerädert kamen wir morgens aus unseren Zelten, duschten und frühstückten und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Ulli, der Mainzer Organisator, hielt dann mit den Mannschaftskapitänen eine Besprechung ab, um die Turnierregeln zu besprechen. Nicht dabei waren die angekündigten Teams aus Paderborn, Greifswald, Wiesbaden, Bologna, Göttingen, you-name-it. Am Ende waren wir tatsächlich nur sechs Mannschaften, wobei sowohl Ilmenau als auch Mainz jeweils schon zwei Teams stellten. Dazu kamen noch Aalen und unsere Wenigkeit. Die überzeugendste Absage kam übrigens aus Passau, von wo ein Spieler am Samstag bei Ulli anrief: "Ich steh hier schon eine Stunde allein am Treffpunkt und bis jetzt ist noch keiner gekommen. Ich geh' jetzt wieder heim". Soviel zum Thema 15 Mannschaften. Die vertretenen sechs Teams einigten sich auf 2x15 Minuten Spielzeit und das Format "jeder gegen jeden". Turnierstart sollte um 10 Uhr sein, worauf wir schon mal zum Aufwärmen auf den Sportplatz (zum Glück nicht der Trainingsplatz) dackelten. Quarterback Sebastian war eher ab- als anwesend und bekam beim Einwerfen mit Ulf zunächst nur ein paar Eierbälle zusammen, warmgelaufen hatte er sich erst gar nicht. Dann wurden jedoch die Routen gelaufen, und QB 2 riss sich zusammen. Bei den langen Bällen guckte Ulf dann schon etwas verdattert und fragte mal in die Runde: "Wo kommen die Dinger denn jetzt her ?" "Die waren schon immer da", lautete Jörgs trockene Antwort. Die Lazy Brains waren also gerüstet, das Turnier konnte kommen. Zunächst gab es jedoch die Auslosung, wobei wir lieber als einer der letzten Mannschaften gespielt hätten. Einer der Ilmenauer zog das erste Team: Braunschweig. Tolle Wurst. Sebastian ermittelt noch schnell den Gegner, Aalen, und schon wussten wir, wie es losgehen sollte. Das Spiel begann dann irgendwann kurz vor elf, denn die Mainzer brauchten etwas länger und wollten zu allem Überfluss, aber ohne Erfolg plötzlich 2x20 Minuten spielen. Die unbekannten Aalener erwiesen sich als schwere Gegner: 6:0, 8:0, 14:0, 21:0 - zur Halbzeit war schon alles entschieden. Symptomatisch für unser Spiel war eine Aktion von Sebastian: Mit einem Aalener am Hacken lief er nach rechts, hatte Jan lang auf einer tiefen Route und warf den Ball im hohen Bogen Richtung Aus. Mit einem entnervten "Scheiße" wand er sich ab und lief aus dem Feld. Das nächste, was er sah, war das Gesicht von Jörg, der eigentlich einen recht zufriedenen Eindruck machte, und dann Jan mit dem Ball in der Endzone. "Der Wind hat ihn wieder reingeblasen", grinste Jörg den verdutzten Sebastian an, der seinen zweiten Touchdown-Pass gar nicht gesehen hatte. Da führten wir also schon mit 14:0, und nach 30 Minuten hatten wir einen überzeugenden 34:8-Sieg eingefahren. Jan fing drei Touchdownpässe, Holger den vierten und auch die Defense erzielte per Interceptionreturn von Jörg noch Punkte. Gut, die Aalener hatten erst im vergangenen Oktober mit dem Training angefangen, wie wir später feststellten, aber von so einem Start kann jedes Team einfach nur träumen. Die einzigen Probleme waren unser bisher nicht existentes Laufspiel sowie ein paar sehr merkwürdige Schiedsrichterentscheidungen ("Ihr habt ein Foul begangen, dafür dürft ihr den Versuch noch mal wiederholen"). Ach ja, und unser Center Finn bekam ab und zu keine Route ab, sorry nochmal.

"Das Gewitter ist doch weit weg"

Spiel zwei fand dann nach einer Pause von zwei Partien statt, in der wir uns hauptsächlich den Mainzer Leichtathletinnen zuwandten, die vor uns ihre 100-Meter-Sprints veranstalteten und deren Hintern ungefähr so gut aussahen wie unseren bisherige Bilanz. Wir konnten uns nur schwer losreißen, um gegen Mainz 1 anzutreten, spielten dann aber trotzdem eine brillante erste Halbzeit. Die Defense hielt das zu Null und die Offense erhöhte kurz vor der Pause mit einem langen Pass von Sebastian auf Ulf (Ich-bin-ja-so-alt-aber-gut-den-schwierigen-Catch-mach-ich-noch-Ulf) noch auf 14:0, ein wirklich ordentliches Polster. Mitte der zweiten Hälfte kamen die Mainzer allerdings auf 14:12 heran, Offense wie Defense taten sich eine zeitlang äußerst schwer und das Spiel drohte zu kippen. Retter in der Not war Finn, der ein paar kurze Pässe fing und schließlich das 20:12 erzielte. Im Huddle war dabei häufig ein "den Spielzug von eben machen wir nochmal" zu hören. Spiel zwei war gewonnen und wir standen wirklich gut dar. Für eine Überraschung hatte mittlerweile Ilmenau 2 gesorgt, die dem Titelverteidiger und Mitfavoriten Mainz 2 ein 20:20 abgerungen hatten. Mainz 2 war dann auch unser nächster Gegner, abgesehen natürlich von dem plötzlich einsetzenden Regen, der immer mehr zunahm und nur gelegentlich in Blitz und Donner unterging. Die Mainzer waren allerdings aus irgendeinem stupiden Grund ganz wild darauf, gegen uns einen Schlamm- und Matschbowl auszutragen und pochten darauf, dass die Partie angepfiffen wurde. Nachdem Regen und Wind noch mal zunahmen boten sie uns an, erstmal eine Halbzeit zu spielen (weiß der Teufel, wo da die Logik steckt) und hatten einige interessante Ausreden auf Lager ("Das Gewitter ist doch drei Meilen weg" - wobei allerdings der Donner nur unwesentlich nach dem Blitz losbrach, selbst für Hobbyphysiker wie uns ein Zeichen, dass das Gewitter NICHT so weit weg ist). Irgendwann wurde es zum Glück auch den Mainzern zu bunt und das Turnier wurde kurzfristig abgebrochen - nach Rücksprache mit dem Platzwart wurde aus kurzfristig dann schnell 24 Stunden. Ulli, der Mainzer Organisator, war sauer, wir waren froh, dass wir duschen konnten und dann ins Trockene kamen. Nachdem der Mördersturzbach endlich nachgelassen hatte schmissen wir dann noch unseren Grill an, luden auf dem kleinen Rost nacheinander einige Schweineherden in kleinen Portionen ab und ließen es uns schmecken.

Treffpunkt Zeitungsente

Als Abend- oder besser Spätnachmittagsplanung wurde dann von allen der World Bowl ins Auge gefasst, den die Teams in einer Kneipe namens "Zeitungsente" gucken wollten. Die Lazy Brains machten jedoch zunächst ihrem Namen alle Ehre und legten sich erstmal auf's Ohr, bevor sie in die Mainzer Innenstadt fuhren. Leider vergaßen sie nach dem Aufstehen ihren Quarterback Sebastian, der sich also fast noch im Halbschlaf selbst auf den Weg machte, zufällig die richtige Straßenbahn nahm und irgendwann in der Tür der "Zeitungsente" auftauchte. Als Holger ihn dort sah, machte er den Eindruck, als ob er plötzlich eine Erscheinung hatte und war ganz verdutzt, seinen kranken Spielmacher begrüßen zu dürfen. Mit von der Partie war zu diesem Zeitpunkt auch schon Uli, der irgendwann in Mainz eingetrudelt war (Rückblick: 14 Uhr: "Gerd, wo isn Uli?" "200 km vor Mainz". 16 Uhr: "Gerd, wo isn Uli?" "200 km vor Mainz"). Der World Bowl selbst war zu diesem Zeitpunkt schon entschieden, so dass sich die Braunschweiger bald wieder auf den Weg machten. Na gut, ein paar Lazy Brains blieben noch da, namentlich Finn, Gerd und Jörg, unsere Wiskas-Vernichter. Die drei wollten die übrigen Teams mal wieder am Tresen besiegen, waren aber komischerweise einige Zeit später die einzigen, die noch am Zeltplatz fehlten. Abends gab's noch ein paar Getränke und dann legten sich die Braunschweiger Top-Athleten auch bald in ihre Zelte, Schlaf ist schließlich alles. Sebastian und Ulf, der mittlerweile auch schon kränkelte, machten es sich im Gegensatz zum Rest der Mannschaft im ersten Stock über den Duschen in einer kleinen Sporthalle gemütlich und schliefen auf alten, stinkenden Sportmatten. Leider taten dies irgendwann (so um 3 Uhr nachts) auch die Mainzer Spieler, die wohl nicht mehr nach Hause gehen wollten (oder konnten?), und leider scheinen sich auch die Mainzer im Gröhlen und Komasaufen auszukennen. Zum Glück für Ulf und Sebastian fand sich in der Sporthalle kein Getränkewagen, gegen den die Mainzer einen Fußball bollern konnten.

"Ich war völlig frei" - "Ich hab's nicht gesehen, verdammte Scheiße"

Nachdem wir die Nacht mehr oder minder gut überstanden hatten und nur ein Spieler ein bisschen Blut spucken musste (ich kenne jedenfalls nur den einen), ging es am nächsten Morgen weiter mit dem Turnier. Gegen Mainz 1 lief es allerdings überhaupt nicht, die Verteidigung des Gegners stand gegenüber unserer felsenfest. Mainz hatte zwar im Angriff auch nur ihre Nummer 61, doch der brockte uns drei Touchdowns ein, während wir satte null Punkte zu stande brachten. Als Finn seinen Quarterback mal wieder dezent darauf aufmerksam machte, der er völlig frei war, reagiert Sebastian etwas überspannt und frustiert und lieferte dem Gegner damit wohl nur noch einen Grund mehr, sich zu freuen. Okay, wir haben eine klare Pass-Interference-Strafe in der Endzone und damit einen Touchdown nicht bekommen, aber am Ende haben wir einfach zu schlecht gespielt. Es war halt noch zu früh am Morgen. Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Gerd und machte sich daraufhin auf den Weg ins Krankenhaus, obwohl einige schon dachten, er wäre sofort nach Braunschweig zurück gefahren. Beim nächsten Spiel war er dann wieder am Spielfeldrand und verkündigte lapidar, dass er sich wahrscheinlich den Ringfinger ausgekugelt hatte. Aber was soll's, Flag-Football ist schließlich kein Hallenhalma. Jetzt hieß es nur noch, das Turnier ordentlich zu Ende zu bringen und wenigstens den zweiten Platz zu sichern.

Das Kribbeln beginnt - it's Bratwurst-Time

Unserem Ziel im Weg standen dabei lediglich noch zwei Mannschaften, aber das waren eben die Bratwürste aus Ilmenau, gegen die wir bisher noch nie gut ausgesehen haben. Zunächst ging es gegen Ilmenau 1, die in Mainz noch nicht überzeugen konnten und eher damit aufgefallen waren, auch schon mal mit dem Ball in ihre eigene Endzone gelaufen zu sein und dadurch fast einen Safety kassieren zu haben. Gott sei Dank fand unsere Offense gegen die Fleischartikel im Eigendarm schnell zurück zu alter Stärke und wir punkteten nach Belieben, ob nun mit Sebastian als Quarterback in der ersten Hälfte oder mit Uli in der zweiten. Das Problem war, dass sich unsere Defense irgendwie verflüchtigt hatte und auch die Ilmenauer Grillbruzzler Touchdown nach Touchdown erzielten, ob wir jetzt in der Verteidigung umstellten oder nicht. Am Ende retten wir ein knappes 31:25 über die Zeit und waren froh, das irgendwie hinbekommen hatten. Als Belohnung setzte nun das große Kribbeln ein. Nein, die Spannung war es nicht, obwohl wir noch gegen Ilmenau 2 antreten mussten, die bisher erst einen Minuspunkt auf dem Konto hatten und uns noch auf Rang drei verdrängen konnten. Nein, es war die Sonne, die uns schon den ganzen Tag auf den Wanst geknallt war und sich nun in dem ein oder anderen Sonnenbrand zu verewigen drohte. Aber bei acht Studenten ist das ja kein Problem, da wird mal schnell die Sonnencreme rausgeholt und gut is. Die Sonnencreme. Ja, das Zeug zum Einreiben, das jeder im Hochsommer mit sich rumschleppt. Genau das, was wir nicht dabei hatten. Acht Leute mit Abitur (ja Uli, auch Ulf hat ein Abi) und mindestens einem knappen halben Jahrhundert Lebenserfahrung pro Nase hatten es nicht geschafft, sich Sonnencreme mitzubringen. Wir schleppten kästenweise Bier der verschiedensten Marken mit uns rum, besaßen Zelte für eine Kompanie und Klamotten für drei Wochen, aber für die Sonnencreme hatte es nicht gereicht. So standen wir dann mit Handtüchern und Pullovern über den Kopf am Spielfeldrand und verwandelten uns langsam, aber sicher in acht kleine, brutzelnde Rotgesichter vom Stamm der Heiligen Axt. Als ob die Bratwürste nicht schon genug gewesen wären.

Hunger, Papa, Hunger

Mit viel Mühe schleppten wir uns in den Schatten und sahen unsere letzte Chance auf den Turniersieg dahinschwinden, als Mainz 2 in der allerletzten Sekunde gegen Ilmenau 1 einen langen Pass anbrachte (In der letzten Minute stehe ich mit fünf Mann auf der eigenen Goalline und verteidige nicht die Mittellinie, verdammte Scheiße) und damit das Turnier mit 9:1 Punkten beendete. Da wir nicht davon ausgehen konnten, dass die Mainzer als Organisatoren und Tabellenführer in Personalunion jetzt plötzlich noch ein Finale austragen wollten, ging es für uns (6:2 Punkte) gegen Ilmenau 2 (7:1 Punkte) "nur" noch um Platz zwei. Mit Uli als Quarterback (Sebastian hatte durch das Brennen an diversen Körperstellen und eine angeschlagene Schulter die Lust am Spielzugansagen verloren) spielten wir dann auch sehr solide und ließen den Ilmenauern wenig Chancen. Vor allem die Verteidigung hielt wieder erstklassig dicht, so dass wir am Ende einen 19:8-Erfolg und den zweiten Platz im Gesamtklassement einfahren konnten. Uli, Finn und Jörg waren danach noch an einem Spiel gegen eine Auswahl aus Wiesbaden beteiligt, die angeblich auch Football spielen konnte, der Rest ging schleunigst duschen und zeigte sich fröhlich irgendwelche interessanten Körperveränderungen ("Guck' mal, meine Zehen sind ganz weiß - Mein Sonnenbrand ist viel schlimmer als deiner"). Alle hatten rote Arme und Beine, einen roten Hals am Hinterkopf und ein schön verbranntes Gesicht. Nachdem diese Gespräche zu Ende gebracht, die Zelte abgebaut und die Klamotten in den Autos verstaut waren gab es nur noch ein großes Problem: den Hunger. Alle wollten nur noch fressen, und dazu fuhren wir auf schnellstem Weg in die Mainzer Innenstadt, um dieses Mal einen Burger King zu plündern. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten hatten wir den Laden dann auch gefunden und Unmengen an Fleisch geordert (Finn: "Ich glaube, das reicht noch nicht, ich muss nochmal los"). Die Bedienung brauchte zwar Ewigkeiten, aber selbst Sebastian bekam als Letzter schließlich sein Tablett vollgestellt und konnte mit dem Bauchvollschlagen beginnen. Danach wurden auf dem Weg vom oder zum Klo noch einige Nettigkeiten ausgetauscht ("Du hast voll den Sonnenbrand"), und schon ging es zurück zu den Autos. Gut, wir haben Gerd im Laden vergessen, aber es hat ja nicht so lange gedauert, bis wir das bemerkt haben. Danach wurde sich noch schnell verabschiedet (Uli musste nach Düsseldorf zu irgendeiner Messe) und schon ging es aber so was von nach Hause, dass hat die Welt noch nicht gesehen. Die Rückfahrt war dann zum Glück eher langweilig, interessant war höchstens der Blick auf den deutschen Schilderwald, auf Kennzeichen wie H-AU, KA-LT, DO-PD und NI-XE oder Dörfer, Städte und Rastplätze wie Knüllwald, Pfefferhöhe oder Krachgarten. Die niederschmetternden Prognosen vom Nachmittag ("Wir kommen bestimmt erst um 1 Uhr an!") bestätigten sich nicht, Team Ulf war als erstes Team schon um 10 Uhr in Braunschweig. Die, die noch stehen konnten, blieben stehen, die, die es nicht mehr konnten gingen schlafen (Gott segne den Erfinder der Matratze) und träumten von unserer nächsten Tour und den überraschenden Ereignissen, die diese mit sich bringen sollte.


Text: Sebastian Schröder